Das Herz des Besucherbergwerkes F60 in Lichterfeld ist die 60-Meter-Förderbrücke. Sie steht etwa 55 km von Spreetal entfernt. Die Brücke heißt so, weil die beiden zugehörigen Bagger im Hoch- und Tiefschnitt insgesamt eine Abtragshöhe des Abraums von 60 Metern bewältigen. Die Ausmaße der Brücke sind gigantisch. Sie ist 502 Meter lang, 204 Meter breit und 74 Meter hoch. Würde man den Bockkran bei der Höhe noch mit berücksichtigen, wäre sie fast 80 Meter hoch. Die Masse der F60 beträgt nach der Abrüstung von Fördergurten und anderen Baugruppen immer noch rund 11.000 Tonnen. Irgendjemand hat die Förderbrücke einmal als „liegender Eiffelturm“ bezeichnet. Derjenige hat sich aber in den Dimensionen etwas verschätzt: Die F60 würde den Eiffelturm um über 180 Meter überragen.
Die F60 wurde in der Zeit von 1989 bis 1991 von dem Unternehmen VEB TAKRAF Lauchhammer als letzte von fünf Einheitsbrücken dieser Größe vor Ort gebaut. Sie war von März 1991 bis Juni 1992 im Tagebau Klettwitz im Einsatz. Damit ist die jüngste Förderbrücke schon ausgemustert, während die älteren noch in den Tagebauen Jänschwalde, Welzow-Süd, Nochten und Reichwalde ihren harten Dienst tun. Manch ein oberflächlich informierter Zeitgenosse mag annehmen, die Energiewende sei durch den Einsatz von Windkraft- und Fotovoltaik-Anlagen schon geschafft. In der Realität wird aus den aktiven Tagebauen so viel Kohle heraus gefahren wie kaum jemals zuvor. Das belastet natürlich auch die Förderanlagen und deshalb habe ich von „hartem Dienst“ gesprochen.
Wie schon auf der Einstiegsseite erwähnt, gehört die Förderbrücke zu den größten fahrbaren Arbeitsmaschinen, die die Menscheit je gebaut hat. Das Gefühl in über 70 Metern über Grund auf Lichtgitterrosten zu stehen, ist fantastisch aber wegen der Höhe auch nicht jedermanns Sache. In einem offenen Tagebau kommt zu dieser Höhe noch die Tiefe der Kohlegrube dazu, dann wirken aus knapp 100 Metern Höhe selbst riesige Kohlebagger wie Spielzeuge.
Diese Förderbrücke konnte mit ihren insgesamt 760 Fahrwerksrädern (ohne Baggerfahrwerke), von denen die Hälfte elektrisch angetrieben wurden, gut 12 m/min fahren. Die F60 hatte unter Volllast, einschließlich der beiden Bagger, eine elektrische Leistungsaufnahme von ungefähr 25 MW, in Spitzen sogar bis 30 MW. Mit dieser Leistung wurde über zehn Förderbänder Abraum (also Sand) mit einer Geschwindigkeit von, je nach Band, bis zu 9,3 m/s auf die Abraumhalde geschüttet. Dabei betrug die Gesamtförderleistung 29.000 Kubikmeter pro Stunde, das ist eine Masse von etwa 50.000 Tonnen. Die aufzuwendende elektrische Arbeit, um einen Kubikmeter Abraum zu baggern und auf die Halde zu verstürzen, betrug durchschnittlich 1,2 kWh.